Mit der Feinstfiltertechnik StingR hat Lehmann-UMT ein pneumatisch-hydraulisches Rückspülverfahren entwickelt, das dem Anwender eine Reihe von Vorteilen bietet. Für Gesau-Werkzeuge steht einer an erster Stelle: das Beherrschen eines besonders schwierigen Filtrationsprozesses beim Schleifen von Verzahnungswerkzeugen.
Spezialwerkzeuge fertigen und aufbereiten
Dass man den Weg gehen musste, lässt sich direkt aus dem Leistungsspektrum des Werkzeugspezialisten ablesen. 1980 als Werkstatt für das Nachschleifen von Zerspanungswerkzeugen gegründet, konzentrierte sich das Unternehmen ab den 1990er Jahren auf Werkzeuge für die Metallbearbeitung und entwickelte sich hier vom Handwerksbetrieb zum Industriedienstleister. Heute leiten Kerstin Milenkov, Tochter des Firmengründers, sowie Ulf Köhler inhabergeführt das 35 Mann starke Unternehmen.
Die Fertigung in Glauchau-Gesau konzentriert sich auf rotierende, monolithische Schaftwerkzeuge, vorzugsweise aus Hartmetall und HSS, aber auch Cermet oder CBN. Fräs- und Bohrwerkzeuge gehören damit ebenso zum Portfolio wie Halbzeuge und Präzisionsteile. „Spezialisiert haben wir uns unter anderem auf filigrane Werkzeuge mit großen Aspektverhältnissen“, berichtet Köhler. Spezialanfertigungen stellt Gesau-Werkzeuge aber auch aus CBN und Cermet her. Der zweite Leistungsbereich des Unternehmens ist das Werkzeugschleifen als Dienstleistung.
„In diesem Segment haben wir uns auf Verzahnungswerkzeuge mit geometrisch bestimmter Schneide spezialisiert und setzen alle Werkzeuge, die an der Zahnflanke tätig sind, instand“, sagt der Geschäftsführer. Wälzfräser zum Beispiel würden in allen Abmessungen und konstruktiven Ausführungen bis in Güteklasse AAA geschliffen. Neben der Genauigkeit sei eine weitere Herausforderung beim Nachschärfen die Dimension der Werkzeuge. „Bei den Räumwerkzeugen sind unsere größten Werkzeuge 3 m lang und wiegen bis zu 500 kg.“
Herausforderung Korund-Späne-Abrieb
Hier, beim Aufbereiten von Verzahnungswerkzeugen, ist auch die Filtertechnik von Lehmann-UMT angesiedelt. Warum? Weil es ein besonders heikler Prozess ist: Die HSS-Werkzeuge müssen zum Teil mit abrichtbaren Scheiben geschliffen werden, wobei ein hoher Anteil an Schleifmittelabrieb entsteht. Zusammen mit diesem Korund bildet der Abrieb von HSS, der anders als Hartmetall ein langspanender Werkstoff ist, eine zähe Masse, die hohe Anforderungen an die Filtertechnik stellt. „Deshalb haben wir uns auf die Suche nach einem Lieferanten gemacht, der diese Abrieb- oder Verschmutzungsarten mit seiner Filtertechnik bewältigt“, so Köhler.
Mehrstufige Filtertechnik
Die Feinstfilteranlage aus Pöhl, mit der Gesau-Werkzeuge heute arbeitet, lässt sich grundsätzlich mit Magnetabscheider, Kompaktfilter, Kratzeraustragsystem, Lamellenabscheider und einer 5-Stufen-Filtration ausstatten. So wird eine hohe Flexibilität vorgehalten, die Anwendungen im Werkzeugmaschinen-, Maschinen- und umwelttechnischen Anlagenbau ebenso ermöglicht wie in der chemischen Industrie oder der Wasseraufbereitung.
Bei Gesau-Werkzeuge arbeitet der StingR im ersten Schritt mit einer Hebestation, von der das Fluid der vier Maschinen gesammelt und über eine Schmutzpumpe auf die Filteranlage gehoben wird. „Die erste Filterstufe sieht einen Magnetabscheider vor, der alle magnetischen Stoffe entfernt, aber auch schon einige nichtmagnetische Stoffe im Filterkuchen bindet“, erläutert Marcus Ludwig vom Vertriebsaußendienst von Lehmann-UMT. „Der Magnetabscheider nutzt eine gegenläufige Andruckwalze, die für einen trockenen Filterkuchen und den Verbleib des Öls im Prozess sorgt.“
Nach dem Magnetabscheider kommt das Fluid über ein Leitblech in einen Zwischentank von zwei Kubikmeter Größe. Schräg verbaute Bleche haben hier die Funktion, das Fluid zu beruhigen und der Schaumbildung vorzubeugen, sodass die Partikel auf dem Tankboden ausfallen. Bekratzt wird der Boden mit einem Kettenförderer, der in dasselbe Fass abwirft wie der Magnetabscheider. Vom Zwischentank wird das Fluid anschließend in mehrere Filterdome gepumpt. „Das hier praktizierte Verfahren arbeitet mit Filterkerzen, die mit einer Fluidsäule periodisch per Druckschlag von innen nach außen gespült werden. Ein patentiertes Verfahren, das – im Gegensatz zum Wettbewerb – für das Rückspülen kein Fluid aus dem Reintank entnimmt. Hier nämlich kommen schnell mal 60 l Fluid zusammen, die dann für die Maschinenversorgung fehlen“, so Ludwig. Beim StingR geht das gereinigte Medium dann in einen circa 2 m3 großen Reintank, aus dem eine Pumpe die vier Schleifmaschinen versorgt. Das rückgereinigte Medium wird schließlich mit einem Bandfilter ausgetragen, der mittels Füllstand oder Zeit getaktet ist.
Individuell, flexibel, anpassbar
In Betrieb genommen wurde die Feinstfilteranlage zum Jahreswechsel 2019/2020. Als Projektverantwortlicher war Ludwig bis dahin von der ersten Anfrage auch Ansprechpartner und Schnittstelle zwischen beiden Unternehmen. „Bei Gesau waren die Platzverhältnisse eine große Herausforderung, sodass wir drei-, viermal dazu beraten haben“, gibt er ein Beispiel. Heute läuft die Anlage weitestgehend mannlos. Ein Servicemitarbeiter kommt zweimal im Jahr ins Haus und gewährleistet so die Maschinenverfügbarkeit. Neben der Wartung vor Ort ist die Maschine auch für die Fernwartung ausgestattet, sodass sich ein Techniker schnell auf die Anlage schalten und eventuelle Fehler beheben kann. „Wir garantieren, dass die Maschine zu nahezu 100 Prozent verfügbar ist.“, fasst Ludwig diesen Punkt zusammen.